Selbst aktiv in der Friedensbewegung der 70er und
beginnenden 80er (ich erinnere mich noch gut an "Fahrradausflüge" zu US
Basen...) muss ich heute nach Auswertung vielerlei Dokumente sagen, dass
"wir" damals teilweise sehr falsche Vorstellungen hatten.
Heute ist relativ klar, das die NATO niemals offensive Pläne gegen den
Warschauer Pakt hatte. Die Verteidigungspläne mussten zwangsläufig
nukleare Strategien umfassen. War zu Beginn des Kalten Krieges noch die
Doktrin des "massive strike", also eines gewaltigen, atomaren
Verteidigungsschlages aktuell, wich diese Doktrin mit den Jahren der
"flexible response", also einer den jeweiligen Gegebenheiten angepassten
Strategie, die versuchte die nuklearen Gefahren zu minimieren.
Man muss klar sehen, dass es bei einem Angriff durch
die WP Staaten nur drei Möglichkeiten für die NATO gab. Entweder ein
halten der Stellungen oder gar zurückschlagen der "Feinde" mittels
konventioneller Waffen; dies war durch die große zahlenmäßige
Überlegenheit kaum machbar. Blieb Option zwei... halten der Position
auch mittels nuklearer (und im Vergeltungsfall chemischer) Waffen bis
zum eintreffen von Verstärkungen. Oder ganz einfach Nichtstun und sich
überrennen lassen.
Zeichnet sich auch heute ab, dass Stalin und
Nachfolger keine Offensiven Absichten hegten, so ist die Frage offen ob
dies auch dann der Fall gewesen wäre wenn es keine NATO gegeben hätte.
Eins steht aber fest:
Dass wir heute in einem (sicher relativen) Frieden
leben können. verdanken wir sowohl NATO als auch WP, und hier wie da
anwesenden vernünftigen und weitsichtigen Befehlshabern. Man sollte sich
von der Vorstellung verabschieden jeder Militär sei automatisch auch ein
Kriegslüsterner, verantwortungsloser Mensch.
Denn es wird leichtfertig übersehen, dass viele der Führungsoffiziere
"im sicheren Bunker" auch Familie und Freunde hatten, die im "Ernstfall"
eben NICHT in diesen Bunker flüchten konnten.
Und letztlich muss man den Menschen in der ehemaligen
DDR danken. Ohne ihre gewaltlose Revolution gäbe es immer noch eine
Grenze, und damit einen wahrscheinlichen Hauptauslöser in einem
Konfliktfall.
Und ebenso der Friedensbewegung... es ist nicht auszuschließen, ja sogar
wahrscheinlich dass die Erkenntnis, es gibt Hunderttausende oder gar
Millionen Menschen die KEINE Aufrüstung wollen die moderaten Kräfte der
UDSSR bestärkt hat.
Das Fulda GAP und das damit verbundene Projekt bietet
die einmalige Chance, einen Friedensprozess aufzuzeigen. Wenn
Europäische Jugendliche die Relikte des Kalten Krieges wörtlich
begreifen können; sehen welches Vernichtungspotential Menschen
anhäufen um damit letztlich die Selbstauslöschung durchzuführen, dann
ist die Chance gegeben, dass diese Jugendlichen auch begreifen, das nur
ein miteinander Frieden und Wohlstand bedeuten kann. Und zwar über alle
Grenzen und Religionen hinweg.
Diese Relikte des Kalten Krieges sollten heilig sein;
sie versinnbildlichen weit mehr eine jahrzehntelange Angst, als alle
Weltkriegsbunker zusammengenommen vor dem Krieg warnen könnten.
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